Dreißigjähriger Krieg

Nachdem der Spanisch-Niederländische Krieg ab 1587 und vor allem im Winter 1598/99 die bis dahin prosperierende Stadt Dülmen hart getroffen hatte, sorgte der Dreißigjährige Krieg für einen drastischen Niedergang, von dem Dülmen sich nur sehr langsam wieder erholen konnte.

 

Verlust der städtischen Autonomie

Mit Fürstbischof Ernst von Bayern hatte im Münsterland gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine konsequente Rekatholisierungspolitik begonnen. Weil dies auch Eingriffe in die städtische Autonomie zur Folge hatte, schloss Dülmen sich mit anderen Städten einem Bündnis zum Schutz der alten Rechte gegen den Landesherrn zusammen.
Nach dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges eskalierten die Spannungen zwischen den Städten und ihrem Landesherrn (nun Ferdinand von Bayern, dem Neffen des Vorgängers). Im November 1622 befahl der Fürstbischof seinen Städten, kaiserlichen Truppen Quartier zu geben. Mit Verweis auf die desolate Situation durch frühere Einquartierungen und trotz Androhung des Verlusts der städtischen Privilegien weigerte sich auch Dülmen, diesem Befehl Folge zu leisten. Im Februar 1623 ergab sich die Stadt jedoch der militärischen Übermacht der kaiserlichen Truppen. Die darauf folgende Strafe für den Ungehorsam: Inhaftierung der Mitglieder des Stadtrats und Beschlagnahmung deren Güter, Verbot der Wahl eines neuen Stadtrats, Überführung der Akten nach Münster, Verlust städtischer Privilegien. 

 

Krieg und Katastrophe

1632 wurde zwar ein Teil der städtischen Rechte wieder in Kraft gesetzt, doch hatte sich nur der Handlungsspielraum der Stadt gegenüber dem Landesherrn verringert. Zudem verschlimmerte sich in diesem Jahr die Kriegssituation: Nach dem Tod des schwedischen Königs begann der Landgraf von Hessen-Kassel mit der Besetzung der ihm von diesem zugesagten Territorien - darunter auch das Fürstbistum Münster. Im Jahr darauf marschierten hessische Truppen in Dülmen ein, das aber nur wenige Monate später wieder von kaiserlichen Truppen besetzt wurde. Das Wechselspiel wiederholte sich mehrmals, bis 1637 schließlich elf hessische Kompanien dauerhaft in Dülmen Quartier bezogen. Vor ihrem Abzug 1640 legten sie einen Teil der städtischen Befestigungswerke nieder, so dass Dülmen wehrlos war und bis Kriegsende hohe Kontributionszahlungen an die hessischen wie an die kaiserlichen Truppen zu zahlen hatte.
Zum Ende des Krieges musste Dülmen letztlich eine niederschmetternde Bilanz ziehen: Die städtische Autonomie war Vergangenheit, ein großer Teil der Bevölkerung hatte Dülmen verlassen, die Stadt war finanziell ruiniert.

 

Nach dem Dreißigjährigen Krieg

Zwar wurden nach dem Krieg verschiedene Versuche unternommen, die finanzielle Lage und die wirtschaftliche Situation der Stadt zu verbessern, doch liefen diese durch andere Krisen und durch den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) ins Leere.
Erst mit der Industrialisierung gelang Dülmen die wirtschaftliche Genesung. Die letzten Schulden des Dreißigjährigen Krieges wurden schließlich im Jahre 1875 getilgt.

 

Quellen:

Stadt Dülmen, A 205: Spanisch-Niederländischer Krieg
Stadt Dülmen, A 295 und 715/8: Dreißigjähriger Krieg
Stadt Dülmen, A 79-81 und 245-249: Siebenjähriger Krieg