Bestsellerautorin Maria Nikolai ist in der kommenden Woche zu Gast in Dülmen. Am Mittwoch, 12. November, liest sie in der Stadtbücherei aus ihrem Zweiteiler „Little Germany“. Beginn ist um 19:30 Uhr. Im Interview verrät Maria Nikolai, warum es für sie mehrere Arten von Heimat gibt, wie bewegend die Recherchen für Little Germany waren und weshalb ihre Lesungen immer wieder für Überraschungen sorgen.
Frage: In „Little Germany“ geht es viel um Heimat und Aufbruch. Was verbinden Sie persönlich mit diesen Themen?
Maria Nikolai: Für mich persönlich gibt es mehrere Arten von Heimat. Die Wichtigste ist die, die wir in uns selbst finden. Damit können wir überall zuhause sein, egal wo wir uns aufhalten. Die zweite Heimat ist die geographische – für mich persönlich der Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Heimat hat auch eine soziale Dimension: dort, wo wir uns geliebt und angenommen fühlen, ist Heimat. Und schließlich kann man sich auch bei einem anderen Menschen zuhause fühlen. Ich selbst erlebe alle diese Arten von Heimat, aber auch viele Arten von Aufbruch: In neue Lebensphasen, neue Lebenswelten. Und da ich in mir selbst Heimat habe, kann ich mich fast überall wohlfühlen.
Für Ihre Bücher recherchieren Sie viele historische Details. Was ist Ihnen bei der Recherche zum deutschen Viertel im New York der Jahrhundertwende besonders im Kopf geblieben?
Maria Nikolai: Die Beschreibung der Tage nach der Slocum-Katastrophe in einer ausgezeichneten Quelle eines amerikanischen Historikers (red. Anmerkung: Die Slocum-Katastrophe war ein Schiffsunglück, bei dem am 15. Juni 1904 mehr als 1.000 Menschen ums Leben kamen, hauptsächlich Frauen und Kinder aus der deutsch-amerikanischen Gemeinde von New York). Ich habe die Trauer, die Verzweiflung, den Schmerz der Menschen richtiggehend gespürt. Und natürlich meine Reise nach New York zu den Schauplätzen des Romans – weil ich Little Germany in New York tatsächlich gefunden habe. Das war sehr bewegend.
Sie bezeichnen Ihre Veranstaltungen als „Lesungen mit Kinofeeling“. Auf was darf sich das Publikum in Dülmen freuen?
Maria Nikolai: Auf etwas sehr Besonderes. Am Ende der Vorstellungen höre ich oft „So eine Lesung habe ich noch nie erlebt!“ Das Kinofeeling-Format ist einzigartig. Die Menschen sind begeistert vom Mix aus animierten Bildern, ausgewählter Musik und Hörbuchausschnitten, die in einer Profi-Präsentation meinen Vortrag begleiten. Tatsächlich habe ich die Lesung schon im großen Kinosaal gespielt. Aber ganz gleich, ob es sich um eine kuschelige Buchhandlung oder einen großen Saal handelt: Die Lesung nimmt die Besucher tief mit in die Welt des Zweiteilers und schafft eine ganz besondere Atmosphäre.
Bereits seit Erscheinen des ersten Teils von „Little Germany“ sind Sie viel unterwegs, was gefällt Ihnen dabei besonders?
Maria Nikolai: Die Begegnung mit den Menschen. Schreiben ist doch eine eher einsame Tätigkeit. Bei den Lesungen ist immer viel Begeisterung, Wertschätzung und auch Wärme zu spüren. Da wird alles bunt und lebendig. Das ist der schönste Lohn für meine Arbeit. Und was ich zudem sehr schätze, ist das Kennenlernen neuer Gegenden. Wir haben ein so schönes Land, das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich unterwegs bin.
Was mögen Sie lieber, das Schreiben oder die Lesungen?
Maria Nikolai: Eigentlich die Abwechslung von beidem. Die Konzentration der Schreibphase ist zum Ende hin erschöpfend, da freue ich mich darauf, wieder auf Lesereise zu gehen. Am Ende der Reisemonate ist es gut, wieder zur Ruhe zu kommen und sich in das nächste Manuskript zu vertiefen.
Tickets im Vorverkauf gibt es zum Preis von 12 Euro (Abendkasse 14 Euro) an der Infothek der Alten Sparkasse und in der Stadtbücherei.







